Peer-to-peer ist der englische Ausdruck für den Austausch unter Gleichgestellten. Im E-Commerce wird die Bezeichnung verwendet, wenn auf einem Online-Marktplatz Produkte und Dienstleistungen untereinander ausgetauscht werden. In der Finanzindustrie ist das Prinzip vorwiegend im Kreditgeschäft verbreitet.
Was ist Peer-to-Peer (P2P) und wie funktioniert es?
Der Begriff «Peer-to-Peer» stammt ursprünglich aus der Informatik. Dort bezeichnet er den Austausch innerhalb eines Netzwerks von Computern. Alle am Netzwerk teilnehmenden Computer sind dabei gleichberechtigt und können sowohl Dienste anbieten als auch Dienste beanspruchen. Übersetzt man den Begriff auf Deutsch, bedeutet er «Austausch/Kommunikation unter Gleichgestellten». Das Prinzip wurde später im E-Commerce-Bereich adaptiert. Dieses Prinzip wurde später auf andere Bereiche, wie den E-Commerce, adaptiert, um den direkten Austausch von Waren, Dienstleistungen oder Informationen zwischen Nutzern zu ermöglichen, ohne dass ein zentraler Vermittler erforderlich ist.
Bei Peer-to-Peer-Netzwerken oder -Diensten erfolgt die Interaktion direkt zwischen den Teilnehmern, ohne dass eine zentrale Autorität oder ein Server benötigt wird. Jeder Teilnehmer, auch als „Peer“ bezeichnet, agiert gleichzeitig als Kunde und Anbieter von Ressourcen oder Dienstleistungen. In der Praxis kann dies unterschiedlich aussehen: Bei Dateifreigaben tauschen Nutzer Dateien direkt untereinander aus, während im E-Commerce oder bei Sharing Economy-Plattformen Nutzer direkt miteinander handeln. Peer-to-Peer-Systeme sind darauf ausgelegt, effizient und skalierbar zu sein, indem sie die Ressourcen und Fähigkeiten der einzelnen Teilnehmer optimal nutzen.
Peer-to-Peer zu Deutsch: «Austausch unter Gleichgestellten.»
Mit dem Aufkommen und der Kommerzialisierung des Internets Anfang der 90er Jahre wurde ein Medium geschaffen, welches das Zusammenführen von Angebot und Nachfrage, um ein Vielfaches effizienter machte. Diese Effizienzsteigerung brachte relativ schnell die ersten Online-Marktplätze hervor. So wurde bereits 1995 der heutige E-Commerce-Riese eBay gegründet. Am Anfang war eBay ein Online-Marktplatz für den Handel von gebrauchten Waren. Der Handel fand dabei ausschliesslich unter Konsumenten, also sozusagen unter «Gleichgesinnten» statt. Ähnlich wie beim oben beschriebenen Computer-Netzwerk haben auch hier alle Teilnehmer die Berechtigung, Dienste anzubieten (Waren verkaufen) und Dienste zu beanspruchen (Waren kaufen). Ein Teilnehmer kann demnach sowohl als «Produzent», als auch als «Konsument» auftreten.
Grafik: Austausch unter Gleichgestellten am Beispiel von Online-Marktplätzen
Peer-to-Peer Anwendungsbeispiele
Das Peer-to-Peer Prinzip (P2P) ermöglicht es, dass Teilnehmer direkt miteinander interagieren, ohne eine zentrale Autorität. Dieses Prinzip findet in verschiedenen Bereichen Anwendung:
- Peer-to-Peer Beispiele: Bekannte Anwendungen sind Online-Marktplätze wie eBay und Dienstleistungen wie Migros' Lieferdienst Amigos.
- P2P-Plattformen: Plattformen wie swisspeers ermöglichen Peer-to-Peer Lending, bei dem Unternehmen und Investoren direkt miteinander verbunden werden.
- Peer-to-Peer ist ein Modell, das sowohl im E-Commerce als auch in der Finanzindustrie (P2P Lending und Investing) Anwendung findet.
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Peer-to-Peer als Geschäftsmodell?
Aus betriebswirtschaftlicher Sicht kann das Konzept auf viele Geschäftsmodelle übertragen werden und hat deshalb Eingang in zahlreiche Branchen gefunden. Der E-Commerce-Riesen eBay ist nur eines von vielen Beispielen, welches, mit der Adaption des P2P-Prinzips auf das eigene Geschäftsmodell, den Durchbruch und die längerfristige Positionierung auf dem Markt geschafft hat. Weltbekannte Beispiele sind Airbnb, Uber und YouTube.
Auch hierzulande gibt es unzählige Firmen, die das Prinzip verstanden und auf ihr Geschäftsmodell übertragen haben. Nachfolgend eine nicht abschliessende Aufzählung Schweizer P2P-Marktplätze:
Swisspeers: Firmenkredite – via Peer-to-Peer Lending in Form von Crowdlending
Swisspeers ist ein Kreditmarktplatz, der zwischen Schweizer Unternehmen mit Kreditbedürfnis und privaten Investoren mit Anlagebedarf vermittelt (P2P-Lending). Unternehmen erhalten die Möglichkeit, Geschäftskredite für unterschiedliche Zwecke bei Investoren direkt zu beantragen. Dafür durchlaufen Sie zuerst die Bonitätsprüfung und schreiben anschliessend Ihr Finanzierungsbedürfnis in Form einer Kreditauktion aus. Investoren können dann auf Darlehenstranchen bieten.
Ähnliche Beispiele: Advanon (für Factoring)
Amigos: Lieferdienst
Die in der Schweiz gut bekannte Migros nutzt das Konzept, um zwischen sogenannten «Bringern» und «Bestellern» zu vermitteln. Besteller haben die Möglichkeit auf dem Webshop von Amigos Migros Produkte zu kaufen und sich von einem Bringer nach Hause liefern zu lassen. Bei der Vermittlung wird stets darauf geachtet, dass Besteller mit Bringern aus der Nähe gepaart werden. So entsteht ein P2P-Lieferdienst, den Migros als zusätzliche Dienstleistung und als Community-Building Massnahme seinen Genossenschaftsmitgliedern und Kunden anbietet.
Ähnliche Beispiele: Sitly, Petsitting24
Helpling: Haushaltsnahe Dienstleistungen
Helpling, früher book a tiger, ist ein Online-Marktplatz der zwischen Nachfragern und Anbietern von haushaltsnahen Dienstleistungen vermittelt. Auch hier werden Anbieter und Nachfrager gepaart, die sich geografisch in der Nähe voneinander befinden. Um Anbieter von haushaltsnahen Dienstleistungen auf Helpling zu werden, muss man erst einen Bewerbungsprozess durchlaufen. Als Nachfrager hat man es etwas einfacher. Eine Registrierung auf der Plattform reicht völlig aus, um passende Fachkräfte auf einer übersichtlichen Webseite suchen und engagieren zu können.
Ähnliche Beispiele: Coachfrog, Renovero, 99designs
Ricardo: Einzelhandel
Mit dem nahezu identischen Konzept wie eBay wurde in den späten 90er Jahren die Webseite auktion24.ch von zwei Schweizern gegründet. Die Webseite wurde dann von der damals noch deutschen Unternehmensgruppe Ricardo aufgekauft und umbenannt. Ricardo startete als Marktplatzanbieter für den Handel zwischen Gleichgestellten und hat sich ähnlich, wie eBay zu einer E-Commerce-Plattform entwickelt. Das Unternehmen gehört heute der Schweizer Mediengruppe Tamedia.
Ähnliche Beispiele: Anibis, Tutti
Hausheld.ch: Renovationsportal
Das Renovationsportal HausHeld.ch bringt Hauseigentümer mit Renovationsbedürfnis und passenden Handwerkern zusammen. Der Hauseigentümer erfasst sein Renovationsbedürfnis und erhält bis zu drei Offerten von geprüften Handwerkern. Das kostenlose Angebot von HausHeld.ch nimmt dem Hauseigentümer einen grossen Teil der Arbeit – nämlich das Finden geeigneter Handwerker – ab. Das Herzstück unserer Lösung ist ein selbst entwickelter Algorithmus, der ständig weiterentwickelt wird.
Peer-to-Peer in der Finanzindustrie
In der Finanzindustrie werden Peer-to-Peer-Mechanismen in folgenden Bereichen angewendet:
- Peer-to-peer Lending (Vergabe von Darlehen Peer-to-Peer Kredit)
- Peer-to-peer Investing (Investition in Firmen oder Immobilien)
- Peer-to-Peer-Netzwerke (Kryptowährungen)
Bekannte Peer-to-Peer-Netzwerke aus der Finanzindustrie sind Kryptowährungen, wie Bitcoin oder Ether. In einem Whitepaper beschreibt Satoshi Nakamoto Bitcoin als eine «Peer-to-Peer Version elektronischen Geldes, das es erlaubt, Online-Zahlungen direkt zwischen den beteiligten Parteien abzuwickeln, ohne dass ein Finanzinstitut dazwischengeschaltet wird».
Bitcoin: «A purely peer-to-peer version of electronic cash would allow online payments to be sent directly from one party to another without going through a financial institution.»