Eigenkapitaldefinition: Eigenkapital ist in der Bilanz (z.B. von Unternehmen) die Differenz zwischen den Vermögenswerten (Aktiven) und den Schulden. Eigenkapital steht der Firma unbefristet zur Verfügung und es bestehen keine Rückzahlungsverpflichtungen. Komplementär zum Eigenkapital ist das Fremdkapital, welches die Schulden des Unternehmens umfasst. Eigenkapital und Fremdkapital zusammen ergeben die Passiven in der Bilanz.
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Eigenkapitaldefinition
Es bestehen verschiedene Erklärungen und Definitionen zum Eigenkapital. Es kann wie oben als Residualgrösse definiert werden oder von seiner Herkunft her. Gängig sind folgende Sichtweisen:
- Eigenkapital als Residualgrösse: Die Aktiven des Unternehmens werden zu Marktwerten bewertet. So werden z.B. stille Reserven aufgelöst. Von den so bewerteten Aktiven werden die Schulden des Unternehmens abgezogen. Übrig bleibt das Eigenkapital zu Marktwerten. Dieser Wert kann als Unternehmenswert betrachtet werden (siehe auch: Unternehmensbewertung).
- Eigenkapital aus bilanzieller Sicht: Das Kapital wird gemäss Buchhaltungsregeln berechnet. Bei Schweizer Unternehmen sind das typischerweise die Vorgaben des Obligationenrechts. Andere Buchhaltungsregeln sind Swiss GAAP FER oder IFRS. Sie sind komplexer und werden von grösseren Firmen angewendet.
- Eigenkapital nach Herkunft: Ein anderer Blickwinkel ist die Betrachtung des Eigenkapitals von der Herkunft der Mittel her. Wer hat bei einer Neugründung oder bei einer Kapitalrunde, welche Einlagen gemacht? Beispielsweise legt der Gründer initial CHF 30'000 in die Firma ein und 2 Freunde beteiligen sich mit je CHF 10'000. Die Aktien werden anteilsmässig verteilt und so besitzt der Gründer 60% der Firma und seine zwei Freunde je 20%.
Eigenkapitalpositionen gemäss KMU Kontenplan Schweiz
Im KMU Kontenplan Schweiz werden die Eigenkapitalkonten unterschiedlich dargestellt, je nachdem ob die Bilanz einer Aktiengesellschaft oder GmbH, einer Einzelunternehmung oder einer Personengesellschaft dargestellt werden.
Quelle: Schweizer Kontenrahmen KMU - Offizielle Schulversion
Eigenkapitalrendite: die Rentabilitätskennzahl
Die Eigenkapitalrendite stellt die zentrale Rentabilitätskennzahl für Eigenkapitalgeber dar. Die Eigenkapitalrendite in % zeigt an, wie hoch die "Verzinsung" des eingesetzten Eigenkapitals ist für den betrachteten Zeithorizont - typischerweise ein Jahr. Wie bei allen Rentabilitätskennzahlen wird eine Ertragsgrösse ins Verhältnis gesetzt zu einer Bilanzgrösse. Sie misst die Ertragskraft des Unternehmens.
Eigenkapitalrendite Formel:
Eigenheiten: Die Eigenkapitalrendite wird durch höheren Gewinn gesteigert oder durch eine Reduktion des Eigenkapitals (z.B. durch Rückzahlung an Aktionäre). So ist die Eigenkapitalrendite einfach manipulierbar, z.B. auch, indem mehr Fremdkapital aufgenommen wird (Leverage Effekt) oder mehr oder weniger Abschreibungen getätigt werden.
Eigenkapitalquote: die Stabilitätskennzahl
Die Eigenkapitalquote (oder der Eigenfinanzierungsgrad) gibt den Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital (Bilanzsumme) der Unternehmung an, in %.
Viele Finanzkennzahlen analysieren zur Beurteilung eines Unternehmens die Kapitalstruktur der Firma und damit deren Stabilität. Je weniger Eigenkapital den Verpflichtungen, resp. dem Fremdkapital in der Bilanz eines Unternehmens gegenübersteht, desto anfälliger wird das Unternehmen auf Veränderungen im Umfeld, wie z.B. einem Umsatzrückgang. Andererseits erhöht sich die Rendite auf dem Eigenkapital je höher die Fremdkapitalquote ist. Das bedeutet, die Eigenkapitalquote sollte aus Sicherheitsgründen möglichst hoch sein, aus Renditesicht möglichst tief. Ein sorgfältiges Abwägen dieser Effekte obliegt einer guten Unternehmensführung.
Eigenheiten: Investoren mit längerem Zeithorizont bevorzugen Unternehmen, die eine ausreichend hohe EK Quote aufweisen, um auch extreme Abschwungphasen zu überstehen. Die Höhe der Eigenkapitalquote richtet sich nach dem Geschäftsmodell und der Schwankungsbreite der Geschäftsgewinne.
Weitere wichtige finanzielle Kennzahlen sind hier zusammengefasst.
Eingenkapitalgeber
Das Eigenkapital in KMU kommt typischerweise von den Eigentümern selbst. Bei Neugründungen legen die Gründer den grössten Teil des Kapitals in die neue Firma. Weitere Eigenkapitalquellen sind:
- Familie & Freunde: Neben den eigenen Mitteln der Hauptinhaber und Gründer kommt das Eigenkapital in den meisten Firmen aus dem Umfeld der Unternehmer. Dies in Form von Eigenkapital und der Übertragung der entsprechenden Firmenanteilen oder in Form von nachrangigen Darlehen.
- Business Angles: Vermögende Privatpersonen stellen Eigenkapital zur Verfügung. Oft sind sie in Netzwerken organisiert wie SICTIC für ICT Unternehmen oder businessangels.ch. Sie erwarten jedoch meist einen klaren Exitplan, das heisst, einen Weg wie sie wieder aussteigen können zu einem höheren Preis.
- Private Equity: Für grössere Investitionen stehen Private Equity Gesellschaften zur Verfügung. Auch sie erwarten einen typischerweise 5-jahres Plan bis zu einem Exit.
- Crowdinvesting: Eine grössere Anzahl Personen investiert in das Eigenkapital des Unternehmens. Gefunden werden sie auf Crowdinvesting Plattformen.
Eigenkapitalkosten: die Kosten des Geldes
Eigenkapitalkosten sind kalkulatorische Zinsen auf das Eigenkapital. Sie sind die Entschädigungserwartung der Anteilseigner für das eingegangene Risiko. Es sind die Erwartungen im Hinblick auf die künftigen Gewinn- oder Dividendenausschüttungen. Die Erwartungen werden gebildet basierend auf dem der Kapitalanlage inhärenten Risiko im Hinblick auf alternative, vergleichbare Kapitalanlagemöglichkeiten.
Eigenkapital bei Schweizer KMU
Im Durchschnitt ist der Eigenkapitalanteil am Gesamtkapital der Schweizer Unternehmen 30% gemäss Zahlen des Bundesamtes für Statistik publiziert 2020 für das Jahr 2018. Der Eigenkapitalanteil ausgewählter Branchen:
- Informations- & Kommunikationstechnologie: 59.5%
- Detailhandel 36.6%
- Gastronomie 29.9%
- Hochbau: 25.0%
- Hotellerie 15.9%
- Banken 9% (Clientis Banken)
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